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Kober-Studie
1.Thema
2.Begriff Zwangsarbeiter
3.Zwangsarbeiterdiskussion
4.Metzingen im 3. Reich
5.Das
6.Leben als Zwangsarbeiter
7.Die Firma Hugo Boss
8.Positive Beispiele
9.Schlussbemerkung
10.Bibliografie
Timm-Studie
1.Inhaltsverzeichnis
2.Zusammenfassung
3.Einleitung
4.Hugo Boss
5.Firmengesch. vor 45
6.Firmengesch. nach 45
7.Entnazifizierung
8.Abbildungen
9.Literatur
10.Quellen
11.Recherechebericht
Impressum
Presse-Veröffentlichung
Wie Städte mit ehemaligen Zwangsarbeitern umgehen

FRANKFURT/MAIN

Die Stadt FFM zahlt an alle osteuropäischen Zwangsarbeiter, die auf dem Stadtgebiet eingesetzt waren (bei der Stadtverwaltung, in der Landwirtschaft, in Privathaushalten, bei Unternehmen, bei der Reichsbahn etc.) 2000 DM "Soforthilfe". Bis Juli 2001 wurden bereits 60 Personen ausbezahlt. Die Auszahlung erfolgt über die Partnerorganisationen der deutschen Stiftung "Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" in der Herkunftsländern. Im Vorfeld dieses Projekts wurden allein 200 000 DM für die Erfassung der vorhandenen Daten in einer Datenbank aufgewendet; hier wurden bisher 33000 Namen von Zwangsarbeitern erfast. Recherchiert nach Überlebenden wurde lediglich mit Anfragen bei den Partnerorganisationen der deutschen Entschädigungsstiftung, nicht mit Anfragen bei den Personenstandsbehörden der Herkunftsorte oder bei Verbünden ehemaliger Zwangsarbeiter.

(Quellen: Mailingliste ns-zwangsarbeit, Beitrag von Lutz Becht, Institut für Stadtgeschichte/FFM)

 

FREIBURG i. Br.

Einstimmiger Gemeinderatsbeschluss, nach dem jeder ehemalige Zwangsarbeiter der Stadt 5000 DM bekommt. Es wurde dafür ein Fonds mit 200 000 DM eingerichtet. Das Stadtarchiv Freiburg recherchierte bis jetzt die Namen und Adressen von 54 überlebenden Zwangsarbeitern, zwei davon leisteten Zwangsarbeit für die Stadt. (Insgesamt arbeiteten in Freiburg ca. 6500 Zwangsarbeiter.) Bisher konnten erst vier Personen ausbezahlt werden, da nicht alle über eine Bankverbindung verfügen.

(Quelle: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg Nr. 19, 21.5.2001; Junge Welt, 4.8.2001)

 

MÜNCHEN

In München waren während des Krieges über 200.000 Zwangsarbeiter beschäftigt. Der Stadtrat hat im Januar 2000 eine Entschädigung für 1067 dieser Zwangsarbeiter beschlossen, die aus der Ukraine stammen und heute in Münchens Partnerstadt Kiew oder deren Umgebung leben. Jede Person erhielt eine einmalige Unterstützung von 1200 DM. Die ersten 15 Zahlungen wurden über eine vorübergehend in Kiew eingerichtete Auszahlungsstelle übergeben, die vom Münchner Sozialreferenten besetzt war und bei der die ehemaligen Zwangsarbeiter/innen den Betrag unter Vorlage von Ausweisdokumenten persönlich abholten.

(Quelle: taz, 24.7.00.)

 

NÜRTINGEN

In Nürtingen arbeiteten insgesamt 460 Zwangsarbeiter. Acht von ihnen leisteten Zwangsarbeit für die Stadt. Bisher hat die Stadtverwaltung Kontakt mit einer dieser acht Personen; diese hatte sich selbst an die Stadtverwaltung gewendet wegen Nachweis für ihre Zwangsarbeit. Recherchen nach den anderen sieben städtischen Zwangsarbeitern laufen noch. Recherchiert wurde lediglich bei der ukrainischen Partnerorganisation; eine Antwort von dort stehe seit über zwei Monaten aus. Der Gemeinderat hat im Mai 2001 eine Entschädigung für städtische Zwangsarbeiter beschlossen und hierfür 24000 DM bereitgestellt, d.h.  jede/r der acht Zwangsarbeiter soll 3000 DM erhalten. Wie das Geld überwiesen/übergeben wird, steht noch nicht fest.

 

OFFENBURG

Insgesamt arbeiteten ca. 3.500 Zwangsarbeiter in Offenburg (darunter 850 Personen  bei der Reichsbahn). Davon sind 1.850 Personen namentlich identifiziert. Bei der Stadtverwaltung arbeiteten 27 Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Nach Anschreiben an die Partnerorganisation der Entschädigungsstiftung konnte hiervon lediglich eine Person ausfindig gemacht werden. Personenstandsbehörden in den Herkunftsländern wurden nicht angeschrieben bei der Recherche. Offenburg wird vermutlich ehemalige Zwangsarbeiter einladen, jedoch keine Zahlungen leisten. Entscheidung darüber fällt im September/Oktober.

 

SCHWÄBISCH HALL

Nach SPD-Antrag und einstimmigem Gemeinderatsbeschluss erhält jeder Zwangsarbeiter aus Osteuropa, der in Schwäbisch Hall gearbeitet hat (bei Unternehmen, in der Landwirtschaft, in Privathaushalten, bei der Stadtverwaltung) 3000 DM. Eine Recherche speziell nach städtischen Zwangsarbeitern war aufgrund der Aktenlage nicht möglich. Das Geld soll den Betroffenen persönlich überreicht werden bei einer Einladung 2002; falls dies nicht möglich ist durch persönliche Überweisung an die Betroffenen. Es wurde nicht eigens nach Überlebenden recherchiert, sondern die Personen, die sich selbst mit Anfragen wegen Nachweisen zur Zwangsarbeit an das Stadtarchiv oder an das Kreisarchiv Schwäbisch Hall gewendet haben, erhalten eine Entschädigungszahlung der Stadt; dies sind bis jetzt zehn Personen. Neuzugänge werden nur noch bis Ende 2001 berücksichtigt. Bisher wurden für die Entschädigung 35000 DM bereitgestellt, dieser Betrag wird aber entsprechend der Nachmeldungen erhöht werden; für die Einladung selbst werden 2002 eigene Mittel bereitgestellt.

(Quelle: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg Nr. 30, 6.8.2001)

 

STUTTGART

Auf Initiative der GRÜNEN beschloss der Gemeinderat einstimmig im Mai 2001 750.000 DM als "Geste der Entschädigung und Versöhnung" für Zwangsarbeit bereitzustellen. Außerdem soll durch Verhandlungen mit städtischen Tochter- und Beteiligungsgesellschaften (u.a. NWS, SSB) erreicht werden, dass diese nochmals dieselbe Summe aufbringen. Auszahlung erfolgt jedoch nicht an ehemalige Zwangsarbeiter der Stadt oder von Stuttgarter Unternehmen, sondern geht für soziale Projekte und für Seniorenprojekte in die osteuropäischen Partnerstädte Samara, Brünn und Lodz (jeweils 500.000 DM). Insgesamt leisteten in Stuttgart 50.000 Personen Zwangsarbeit; aufgrund der sehr schlechten Quellenlage ist eine Recherche speziell nach Zwangsarbeitern der Stadtverwaltung nicht möglich. Eine Einladung an ehemalige Zwangsarbeiter aus Stuttgart wurde nicht beschlossen.

(Quelle: Das Stadtblatt. Grüne Chronik der Stuttgarter Kommunalpolitik, Nr. 05/06 2001, S. 2)

 

TÜBINGEN

Insgesamt leisteten rund 1600 Personen in Tübingen Zwangsarbeit. 84 von ihnen waren bei der Stadt beschäftigt. Recherchiert wurde ausschließlich nach überlebenden in Osteuropa, hiervon konnten 12 Personen ausfindig gemacht werden, 16 aus Osteuropa sind bereits verstorben. Recherchiert wurde bei den Partnerorganisationen der deutschen Entschädigungsstiftung, bei den Personenstandsbehörden der

Heimatorte und bei Verbünden ehemaliger Zwangsarbeiter. Der Gemeinderat hat unter der Bezeichnung "humanitäre Hilfe" eine Entschädigungszahlung von 5000 DM pro Person beschlossen; hierfür wurde ein Fonds von insgesamt 150000 DM eingerichtet. Das Geld soll anlässlich einer Einladung nach Tübingen persönlich überreicht werden oder an die Betroffenen persönlich überwiesen werden. Die Einladung ging auch an nicht-städtische Zwangsarbeiter, Zahlungen bekommen nur städtische Zwangsarbeiter aus Osteuropa.

 

KATHOLISCHE KIRCHE, DIÖZESE ROTTENBURG-STUTTGART

Ermittelt wurden über 150 Personen, die für Einrichtungen der Diözese Zwangsarbeit leisteten; hiervon konnten 11 noch lebende Personen ausfindig gemacht werden (Stand: April 2001, aktuellere Zahl war trotz Anfrage Ende Juli 01 nicht zu bekommen). Die Auszahlung des Geldbetrags von 5000 DM erfolgt über die Caritas direkt an die ehemaligen Zwangsarbeiter und läuft bereits seit Beginn des Jahres.

(Quellen: Süddeutsche Zeitung, 16.2.01)

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