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Kober-Studie
1.Thema
2.Begriff Zwangsarbeiter
3.Zwangsarbeiterdiskussion
4.Metzingen im 3. Reich
5.Das
6.Leben als Zwangsarbeiter
7.Die Firma Hugo Boss
8.Positive Beispiele
9.Schlussbemerkung
10.Bibliografie
Timm-Studie
1.Inhaltsverzeichnis
2.Zusammenfassung
3.Einleitung
4.Hugo Boss
5.Firmengesch. vor 45
6.Firmengesch. nach 45
7.Entnazifizierung
8.Abbildungen
9.Literatur
10.Quellen
11.Recherechebericht
Impressum
Presse-Veröffentlichung
Zusammenfassung

Der gelernte Kaufmann Hugo Ferdinand Boss gründete 1924 in der schwäbischen Kleinstadt Metzingen in Württemberg eine Kleiderfabrik.

Der kleine Betrieb hatte Mitte der 20er Jahre 33 Beschäftigte, die Windjacken, Herrenoberhemden, Arbeitskleidung, Sportartikel, Regenmantel und Uniformen herstellten.

Ab 1924 belieferte Hugo Boss auch die NSDAP. Die Reichszeugmeisterei (ab 1928/29 die zentrale Ausrüstungsbeschaffungsstelle der Partei) lieferte der Metzinger Firma, wie anderen Textilbetrieben auch, das Rohmaterial sowie genormte Produktionsanweisungen, nach denen diese Uniformen bzw. Uniformteile anfertigte.

Hugo Boss trat 1931 in die NSDAP ein; außerdem unterstützte er die SS als "Frderndes Mitglied". Darüber hinaus ist er in der Weimarer Republik und in der NS-Zeit nicht politisch aktiv gewesen.

Die vor allem ab Mitte der 30er Jahre florierende und expandierende Firma beschäftigte ab 1940 Zwangsarbeiter/innen, an deren Rekrutierung sie sich aktiv beteiligt hatte. Dabei handelte es sich den bis jetzt zur Verfügung stehenden Quellen zufolge offenbar nicht um KZ-Häftlinge, sondern um etwa 150 Zwangsarbeiter/innen, die aus Belgien, Frankreich, Italien, Polen, der damaligen Sowjetunion, der Tschechoslowakei und den baltischen Staaten deportiert worden waren, sowie um 30 bis 40 französische Kriegsgefangene.

Den Quellen zufolge waren die Zwangsarbeiter/innen in einem Sammellager, in anderen Quartieren in der Stadt und auf dem Firmengelände in Baracken untergebracht. Sie wurden im Betrieb offenbar besser verpflegt als von der Rassenideologie vorgeschrieben.

In den schriftlichen Quellen gibt es Hinweise auf Flucht von Zwangsarbeiterinnen der Firma. Eine Zwangsarbeiterin und ein Zwangsarbeiter des Betriebs mußten aus unbekannten Gründen eine Haftstrafe verbüßen. Außerdem sind zwei Todesfälle von Zwangsarbeiterinnen und zwei Todesfälle bei Kindern von Zwangsarbeiterinnen der Firma belegt.

Um genauere Angaben über die Lebens- und Arbeitsbedingungen und insbesondere zu Flucht und zu den Todesfllen zu erhalten sollten Zeitzeugen (ehemalige Zwangsarbeiter/innen und damalige Metzinger Beschäftigte der Firma) befragt werden.

Nach Kriegsende wurde Hugo Boss bei der politischen Säuberung wegen seiner frühen Parteimitgliedschaft und der wirtschaftlichen Vorteile durch die Produktion für die Reichszeugmeisterei der NSDAP zunächst als "belastet" eingeordnet. Das Entnazifizierungsverfahren wurde dann aber im Sommer 1948, kurz vor dem Tod von Hugo Boss, mit einer Einstufung als "Mitläufer" abgeschlossen.

Auch wenn Hugo Boss in der Entnazifizierung freigesprochen wurde, so hatte er sich doch, wie viele andere mittelstndische Unternehmer auch, an der Aufrechterhaltung des Unrechts- und Ausbeutungssystems des NS-Regimes als NSDAP-Mitglied, durch finanzielle Untersttzung der SS und durch die Beschäftigung von Zwangsarbeiter/innen in seinem Betrieb aktiv beteiligt.

Zur weiteren Einschätzung seines Handelns wäre eine Befragung noch lebender Zeitzeugen aus dem (familären) Umfeld von Hugo Boss instruktiv.

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