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Kober-Studie
1.Thema
2.Begriff Zwangsarbeiter
3.Zwangsarbeiterdiskussion
4.Metzingen im 3. Reich
5.Das
6.Leben als Zwangsarbeiter
7.Die Firma Hugo Boss
8.Positive Beispiele
9.Schlussbemerkung
10.Bibliografie
Timm-Studie
1.Inhaltsverzeichnis
2.Zusammenfassung
3.Einleitung
4.Hugo Boss
5.Firmengesch. vor 45
6.Firmengesch. nach 45
7.Entnazifizierung
8.Abbildungen
9.Literatur
10.Quellen
11.Recherechebericht
Impressum
Presse-Veröffentlichung
4. Metzingen im Dritten Reich

Metzingen war schon früh eine Hochburg der Nationalsozialisten. 1923 wurde in der Kelternstadt eine der ersten Ortsgruppen der NSDAP in Württemberg gegründet. 54,1 Prozent der Stimmen entfielen bei der Reichstagswahl am 5.März 1933 auf die Nazi-Partei, zehn Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Für die Deutschnationale Volkspartei, die die NSDAP unterstützte, stimmten noch einmal neun Prozent. Im Wahlkampf war es zu schweren Zusammenstössen zwischen Kommunisten und Nazis gekommen. Die Polizei stellte sich schützend vor die Nationalsozialisten, während die Kommunisten vom Landgericht Tübingen wegen "erschwerten Landfriedensbruchs" verurteilt wurden. Die SPD erreichte bei dieser letzten freien Wahl gerade noch 8,4 Prozent, die KPD 12 Prozent.

Unmittelbar nach der Machtergreifung wurden die bekannten Kommunisten Ernst Ott, Vorsitzender des KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands), Ernst Hettich, der Leiter der Naturfreunde und Heinrich Weiblen, Kassierer der Roten Hilfe verhaftet und in das Konzentrationslager Heuberg gebracht.

Der katholische Stadtpfarrer Alois Dangelmaier wurde am 5. Januar 1934 verhaftet und ins KZ Oberer Kuhberg in Ulm gesperrt, weil er eine Totenmesse für sechs in Köln hingerichtete Kommunisten gelesen hatte.

Die Strickwarenfabrik Adolf Herold und die Mechanische Weberei Pausa, beides von Juden geführte Betriebe, wurden 1938 "arisiert". Das Ehepaar Herold wurde 1941 deportiert und ermordet.

Durch die Umstellung auf Rüstungsprodukte herrschte in Metzingen schon vor 1939 Arbeitskräftemangel. Nach dem Einmarsch in Polen wurden deshalb so schnell wie möglich Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene nach Metzingen gebracht und in Industrie und Landwirtschaft eingesetzt. Insgesamt 1346 dieser Menschen waren während des Krieges in Metzingen und Neuhausen.

Untergebracht wurden die Fremdarbeiter zuerst bei Privatleuten, (hierbei handelte es sich in erster Linie um Landwirtschafts- oder Handwerksbetriebe) oder in firmeneigenen Lagern, später im Ostarbeiterlager oder die Kriegsgefangenen auf dem Gelände des heutigen städtischen Bauhofs, auf dem ab Juli 1944 auch einen Außenstelle des Arbeitserziehungslagers Oberndorf-Aistaig eingerichtet war.

Mehrere Metzinger Firmen profitierten von den neuen Herrschern. Die Textilbetriebe Fischer&Lohr, Emil Wurster und Hugo Boss stellten für die Wehrmacht Uniformen her. Die Maschinenfabriken Henning und Dörflinger erhielten Rüstungsaufträge.

Der Kriegsbeginn führte dazu, dass das Ziel der Naziherrscher, eine vollständige wirtschaftliche Autarkie zu erreichen, auch in Metzingen mit Nachdruck verfolgt wurde. Die knapp werdenden Rohstoffe im Krieg machten auch in Metzingen erfinderisch. Im Schieferwerk (heute an der B28, Ortseingang Metzingen), betrieb die Seifenfabrik G.A. Bazlen eine Anlage zur Rückgewinnung von Fett.

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